Junggesellenverein e.V.

Über JGV Rech

Ältester noch bestehender Verein des Ortes Rech ist der Junggesellenverein. Einleitend heißt es in dem Junggesellenbuch: „zu wissen seye daß dieses Buchlein aus alten Büchern herausgezogen, und mit vieler Müh und arbeit verfertigt und einem jeden neu antretenden Schultes eingeliefert wird und sorgfältig zu verwahren ist" Auf der ersten Seite steht: „Der Ehrsamen ... Hochlöblichen Zunft in der ... Saffenburg aus einem Alten ... von Anno 1615”

Die eigentlichen Aufzeichnungen beginnen mit den Worten:
„So folgen allhier die Namen der Junggesellen die sich in unserer hochlöblichen Gesellschaft haben (einschr)eiben lassen. Anno 1747 ist Mathaus Buder Schultes gewesen und scheffen sein Joseph Koch und Johann Ley.“ Gleiche Aufzeichnungen gibt es für die Jahre: 1748, 1751, 1758-1763, 1765, 1767, 1768, 1780, 1782, 1783, 1791 (erstmals ein Schreiber genannt), 1798-1801 Für das Jahr 1802 werden folgende Amtsträger im Junggesellenverein genannt:

Schultes
Altschöffe
Jungschöffe
Schreiber
Alt Munizipalrat
Jung Munizipalrat
Ratgeber

Im Jahr 1833 wird beschlossen: „daß kein Knecht Schultes (Schultheis) und keine Magd Schültens (Schultheisin) werden soll”. Eine enge Beziehung von den Junggesellen zur Kirche belegen mehrere Stiftungen (in den Jahren 1824,1840,1851) für die Ausstattung der Pfarrkirche. Nachdem 1847 eine Fahne angeschafft wurde, die ein Fähnrich führte, kauften die Junggesellen im Jahre 1860 eine Trauerfahne, die nur bei Beerdigungen von Junggesellen getragen wurde. 1863 einigte man sich, „wenn ein Junggesell oder ein Mädchen aus unserer hochlöblichen Gesellschaft stirbt und im Gelag begraben wird, demselben soll nach den gewöhnlichen Beerdigungsmessen von dem ganzen Gelag (Junggesellenverein) eine dritte Beerdigungsmesse nachgetan werden.”

Bis nach der Jahrhundertwende gab es dann keine Besonderheiten im Vereinsleben. Aus dem Jahr 1900 ist uns eine Beschreibung des Maibrauches überliefert:
„Am Tag vor dem l. Mai wurde wieder, wie alljährlich vor der Brücke ein Maibaum aufgesetzt. Auf eine diesbezügliche Bitte wird den Junggesellen im fürstlichen Walde eine hohe schlanke Buche umsonst überlassen. Dieselbe wird dann gefällt, nach der Brücke geschafft und aufgestellt. Letzteres ist meist eine schwierige Arbeit, darum helfen auch viele verheiratete Männer. In der Mainacht werden die Mädchen von den Jungen versteigert. Das gesteigerte Mädchen heißt dann Mailehen. Der Junge hat das besondere Recht sein Mailehen zu besuchen oder ihr den Hof zu machen. Während des Monats Mai, darf auch keiner die Mailehen des anderen besuchen. In der Mainacht wählen die Jungen auch einen neuen Vorstand für ein Jahr." Derselbe besteht aus folgenden acht Würdenträgern:

dem Schulzen
dem Altmunizipalrath
dem Jungmunizipalrath
dem Altschöffen
dem Jungschöffen
dem Fähnrich
dem Schriftgeber
dem Ratgeber

Über das Schaltjahr 1908 (in Schaltjahren gab es ein eigenes Brauchtum) wird berichtet: „In diesem Jahr übertreten die Mädchen die Gesetze dadurch, dass sie keinen Maibaum hauen wollten. Es wurde nun von Seiten der Junggesellen eine Birke gehauen, welche jedoch von einigen Mädchen tags drauf abgehauen wurde. Dieses rief bei unserer Gesellschaft tiefe Entrüstung hervor. Sofort wurde nun beschlossen, eine zweite noch kräftigere Birke zu hauen, was auch noch in selbiger Nacht ausgeführt wurde. In dieses Prachtexemplar wurde nun ein Frauenzimmer ... was ‘ausgestopft’ war, aufgeknüpft. Dieses Schauspiel rief unter der ganzen Männlichkeit eine Heiterkeit hervor, musste jedoch wieder bald polizeilich heruntergeholt werden.”

Im Jahre 1920 haben die Junggesellen eine neue Fahne gekauft. 1930 beschloss der Junggesellenverein, „dass der Schriftführer und Kassierer gewählt wird und verpflichtet ist, 2,- M. zu bezahlen. Ferner, dass die Mitglieder, die im Junggesellenverein waren, für nicht steigern 3,- M. bezahlen und diejenigen die neu eingetreten sind, das Doppelte nämlich 6,- M. bezahlen. Sollte ein Mitglied den Verlauf der Versteigerung oder irgend etwas aus der Versteigerung des Junggesellen Vereines aussagen, was nicht unbedingt am Platze war, beschließt der Junggesellen Verein denjenigen vom Junggesellen Verein auszuschließen.”

1936 richtet der Verein für einen verunglückten Junggesellen am Schieferstein ein Kreuz auf. „Bei dem großen Fliegerangriff im Dezember 1944, wodurch fast die gesamte Bärenbachstraße zerstört wurde, ging auch die im Jahre 1920 gekaufte Vereinsfahne verloren.” Nach fünfjähriger Unterbrechung, die der Krieg bedingte, wurde 1946 wieder Maifest gefeiert. An Ämtern gab es:

Schultes
Fähnrich
Altschöffe
Jungschöffe
Alt Rat
Jung Rat
Ratgeber
Weiser Ratgeber
Kassierer

1950 wurde, wie alle Jahre nach Brauch und Sitte, ein Maibaum gehauen. „Es wurde zum erstenmal mit einem 11 PS Traktor an die Brücke gefahren und am alten Platze mit großem Beifall aufgestellt. Um 10 Uhr abends begannen die Zeremonien. Die Junggesellen sammelten sich an der Kirche. Von hier gingen sie mit Gesang zum Maibaum und von da aus in den Winzerverein. Schon nach kurzer Zeit hatte der Ahrburgunder fröhliche Stimmung gebracht. Nachdem der Kassierer gewählt war, wurde um 1 Uhr mit der Versteigerung der Mädchen begonnen."

1959 wurde erstmals beschlossen einen Präsidenten zu wählen, der den Verein, wenn kein Schultes da ist, führen müsste. Die Versteigerung der Mailehen, die bisher immer mit Wein erfolgte, wurde geändert. Es wurde beschlossen mit Geld zu steigern, die Hälfte des Betrages könne in Wein gegeben werden. Die Flasche Wein wurde mit 2,- DM gerechnet.”

1961 schaffte der Junggesellenverein eine neue Fahne (mit dem hl. Bonifacius) an. Nachdem 1966/67 zwar ein Maibaum aufgestellt wurde, ansonsten aber Streit unter den Mitgliedern herrschte, war 1968 das „Jahr der Wiedergeburt”. Selbstkritisch aber nicht humorlos steht dann für das Jahr 1980 im Junggesellenbuch: „Da es 1968 mit der Wiedergeburt nicht allzuweit gekommen ist, hatten wir uns im Winter 1979 zusammengesetzt und alle Junggesellen in Rech zusammengerufen um wieder den Junggesellen Verein Rech aufleben zu lassen. Es fanden sich ca. 20 Leute, die bereit waren die Tradition weiterzuführen. Es wurde nach der Fahne und der Vereinschronik gesucht, die sich nach einigem Suchen einfand. Am 7. April 1980 war Gründungssitzung." Als vorläufiger Vorstand wurde gewählt ein:

1. Vorsitzender
2. Vorsitzender und Schriftführer
Kassierer
1. Fähnrich
2. Fähnrich